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DayAhead Stromhandel

Was ist der Day-Ahead-Markt?


Der Day-Ahead-Markt (DAM) ist ein zentraler Bestandteil des Strommarktes, auf dem Strom für den kommenden Tag gehandelt wird. Hier geben Stromerzeuger und Stromabnehmer (z. B. Energieversorger oder große industrielle Kunden) ihre Gebote ab, um Strom für jede Stunde des nächsten Tages zu kaufen bzw. zu verkaufen. Der Markt dient dazu, die Strompreise für den nächsten Tag zu bestimmen und die benötigte Strommenge auf effiziente Weise zu decken.

Wie funktioniert der Day-Ahead-Markt?


Gebotsabgabe:

Stromerzeuger (z. B. Windkraftanlagen, Kohlekraftwerke oder Gaskraftwerke) reichen ihre Gebote ein, in denen sie angeben, wie viel Strom sie zu welchem Preis produzieren können.
Stromabnehmer (z. B. Versorger oder Großverbraucher) geben an, wie viel Strom sie zu welchem Preis benötigen.


Merit-Order und Marktbereinigung:

Auf dem Day-Ahead-Markt wird die Reihenfolge, in der die Erzeuger zum Einsatz kommen, nach den Grenzkosten (den Kosten für die Produktion einer zusätzlichen Einheit Strom) geordnet. Dies folgt dem Merit-Order-Prinzip.
Erneuerbare Energien wie Wind und Sonne sowie Kernkraftwerke haben sehr niedrige Grenzkosten, da sie keine Brennstoffe benötigen. Diese Erzeuger werden daher zuerst eingesetzt.
Fossile Kraftwerke (wie Gas- oder Kohlekraftwerke) haben höhere Grenzkosten, da sie Brennstoffe kaufen müssen. Diese kommen erst dann zum Einsatz, wenn der Bedarf die Kapazitäten der günstigeren Erzeuger übersteigt.


Preisbildung:

Der Strompreis für jede Stunde des nächsten Tages wird durch das Gebot des teuersten Erzeugers bestimmt, der noch benötigt wird, um die Nachfrage vollständig zu decken. Dieser Erzeuger wird als der marginale Erzeuger bezeichnet.
Wenn ein Gaskraftwerk für eine Stunde zur Deckung der Nachfrage notwendig ist, bestimmt dessen Grenzkosten den Strompreis für diese Stunde, obwohl die günstigeren Erzeuger wie Wind- oder Solarenergie bereits ihren Beitrag geleistet haben.


Clearing:

Nachdem alle Gebote abgegeben wurden, erfolgt ein Clearing (Markträumung), bei der der Strompreis für jede Stunde des nächsten Tages festgelegt wird. Dies geschieht so, dass das Angebot mit der Nachfrage in Einklang gebracht wird. Der Preis für jede Stunde entspricht dem Grenzkostenpreis des teuersten Erzeugers, der erforderlich ist, um den gesamten Bedarf zu decken.


Beispiel für die Anwendung des Merit-Order-Prinzips:
Angenommen, für eine Stunde wird ein Strombedarf von 1000 MW prognostiziert.

Die Erzeugung könnte wie folgt aussehen:

  • 400 MW werden durch Windkraft (sehr geringe Grenzkosten) gedeckt.

  • 300 MW werden durch Kernkraft (ebenfalls niedrige Grenzkosten) gedeckt.

  • 300 MW werden durch ein Gaskraftwerk (höhere Grenzkosten) gedeckt.

In diesem Beispiel wird das Gaskraftwerk den Strompreis für diese Stunde bestimmen, da es der teuerste Anbieter ist, der noch zur Deckung des Bedarfs benötigt wird.

Ziel und Vorteile des Day-Ahead-Markts:
Effiziente Preisbildung: Der Day-Ahead-Markt stellt sicher, dass die kostengünstigsten Erzeuger (z. B. erneuerbare Energien) zuerst eingesetzt werden, was zu einer effizienten Nutzung von Ressourcen führt. Der Strompreis wird durch das Merit-Order-Prinzip transparent und marktgerecht festgelegt.
Optimierung des Marktes: Da der Strompreis durch die teureren Erzeuger (z. B. Gaskraftwerke) bestimmt wird, kann es in Zeiten hoher Nachfrage zu höheren Preisen kommen, was den Markt für Anbieter und Abnehmer optimiert.
Vorhersehbarkeit und Planung: Der Day-Ahead-Markt ermöglicht es den Marktteilnehmern, ihre Produktions- und Verbrauchsplanung für den kommenden Tag auf Basis der vorher festgelegten Preise vorzubereiten.


Fazit:
Der Day-Ahead-Markt ist ein Mechanismus zur Bestimmung des Strompreises für den nächsten Tag. Dabei kommen die günstigeren Erzeuger zuerst zum Einsatz, und die teureren werden nur dann aktiv, wenn der Bedarf dies erfordert. Das Merit-Order-Prinzip sorgt dafür, dass die Stromproduktion auf eine kosteneffiziente Weise erfolgt, wobei der Preis für jede Stunde durch den teuersten, noch notwendigen Erzeuger bestimmt wird. Auf diese Weise wird der Markt für Strom effizient, transparent und marktgerecht gestaltet.

 

Oktober 2025:

Umstellung des Day-Ahead-Marktes auf 15 Min.Kontrakting

Ausgangslage und Notwendigkeit des Wandels
Der Day-Ahead-Markt ist der wichtigste Handelsplatz für Strom. Hier wird am Mittag (typischerweise 12:00 Uhr) der Strombedarf für jede Stunde des folgenden Tages gehandelt. Bis zur Umstellung erfolgte dies in 24 großen Stundenblöcken.

Die Beibehaltung dieses stündlichen Rasters wurde jedoch zunehmend zu einem Problem, und zwar aus drei Hauptgründen:

Volatile Einspeisung: Wind- und Solarenergie speisen nicht stundengenau, sondern mit sehr kurzfristigen Schwankungen in das Netz ein. Ein 60-Minuten-Produkt konnte diese Volatilität nicht präzise abbilden.

Harmonisierung: Der Intraday-Markt (der Markt, auf dem kurzfristige Mengen nach dem Day-Ahead-Handel gehandelt werden) nutzt bereits seit langem das 15-Minuten-Raster. Die Diskrepanz zwischen den Märkten führte zu Ineffizienzen und erhöhten Risiken.

Netzstabilisierung: Die europäischen Übertragungsnetzbetreiber nutzen 15-Minuten-Zeitabschnitte zur Abrechnung von Regelenergie. Die Umstellung schafft hier eine notwendige Kongruenz zwischen dem Handelsmarkt und dem physischen Betrieb des Stromnetzes.

 

Die technische und marktliche Umstellung
Mit der Umstellung werden statt 24 stündlicher Produkte zukünftig 96 viertelstündliche Produkte an der Börse gehandelt (4 x 24 = 96).

Preisgenauigkeit: Die Preise können nun viermal pro Stunde variieren. Dies führt zu einer viel feineren und präziseren Preisbildung, die Angebot und Nachfrage besser widerspiegelt. Zum Beispiel kann die Stunde, in der die Solareinspeisung ihren Höhepunkt erreicht, nun differenzierter bepreist werden.

Systemische Komplexität: Für Marktteilnehmer und Börsen bedeutet dies eine massive Steigerung der Datenmenge und der Komplexität. Die Gebotsstrategien und IT-Systeme der Händler müssen angepasst werden, um die größere Anzahl an gehandelten Produkten effizient verarbeiten zu können.

Vorteile für Flexibilität: Die viertelstündliche Preissignalisierung schafft stärkere Anreize für flexible Verbraucher (z.B. große industrielle Verbraucher oder Speicheranlagen). Diese können ihren Verbrauch nun gezielter in die 15-Minuten-Perioden mit den niedrigsten Preisen verschieben und somit zur Entlastung des Netzes beitragen.

Ausblick
Die Umstellung auf 15-Minuten-Intervalle ist ein konsequenter Schritt zur Digitalisierung und Flexibilisierung des Strommarktes in Europa. Sie erhöht die Markteffizienz und trägt dazu bei, dass die Kosten für die Integration erneuerbarer Energien in das Netz langfristig gesenkt werden können, da die notwendige Regelenergie genauer und bedarfsgerechter beschafft wird. Sie ist ein wesentlicher Pfeiler für das Funktionieren eines Smart Grids.

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Bild:  Beispiel Verlauf Day-Ahead Börsenstrompreis (Nettopreise in MWh, Marktgebiet DE-LU) mit Zusatzinformationen

Datenabruf 26. Februar 2025, 17:00 Uhr mit Strompreisvisualisierung des aktuellen Tags und den nächsten 24h

Bereitstellung über den RJ2-Netzfrequenzinfodienst

Die tägliche Bereitstellung der Grafik des Strompreisverlaufs, die Abonnenten normalerweise über den RJ2-Netzfrequenzinfodienst erhalten, ist von der Umstellung der betroffen.

Aufgrund der komplexen Anpassung der Datenquellen an das 15-Minuten-Kontrakting kann es während der Übergangsphase zu temporären Versandausfällen dieser Preisgrafiken kommen.

Warum ist die Beobachtung des dynamischen Strompreises so wichtig?

Die meisten Kunden haben einen statischen Stromtarif und sind daher nicht direkt von den dynamischen Börsenpreisen betroffen.

Extrem hohe oder niedrige Preise sind wichtige Indikatoren für eine angespannte Situation im Versorgungsnetz und zeigen eine mögliche Instabilität an.

Aus diesem Grund sind diese starken Preissignale Bestandteil des RJ2-Netzfrequenzinfodienstes, da sie wertvolle Hinweise zur Netzstabilität liefern.

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